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Lass uns doch mal ganz offen über das Thema Wechseljahre sprechen
Ich weiß, dass sich viele Frauen vorab wenige bis keine Gedanken über die Wechseljahre machen, so lange sie noch nicht mitten drin sind (manche verdrängen es vielleicht auch ein bisschen). Das ist aus meiner Sicht taktisch unklug, denn machen wir uns nichts vor … irgendwann trifft es uns alle, ohne Ausnahme … und wenn man sich darauf vorbereitet, kommt das Klimakterium vielleicht nicht als Vorschlaghammer, sondern nur als Hämmerchen daher. Außerdem ist das Thema auch immer noch so ein bisschen mit Scham behaftet, kommt mir vor, und das muss definitiv anders werden.
Wenn man sich in der Hormonumstellung befindet, bedeutet das NICHT, dass man deswegen eine alte Schachtel und zu nichts mehr zu gebrauchen ist. Sieh dir doch mal die heutigen 50-jährigen Mädels an – JAUSA, kann ich da nur sagen – das hat mit meiner blauschwarz gefärbten, dauergewellten Oma, die den ganzen Tag in der Kleiderschürze rumlief, so gar nichts mehr zu tun. Also meine Liebe – ja, wir werden älter – aber nein, wir verlieren deswegen nicht an Qualität – ganz das Gegenteil ist oft der Fall. Ich werde dieses Jahr 50 ( zugegeben, klingt ein bisschen gruselig), aber ich fühle mich heute tausend Mal wohler als mit 30.
Woran merkt man, dass es mit den Wechseljahren losgeht?
Die hormonelle Umstellung beginnt mitunter sehr viel früher, als so mancher Frau (und so manchem Gynäkologen) bewusst ist. Bei mir ging’s mit 41 mit Zyklusstörungen los; über einen Zeitraum von 6 Monaten bekam ich meine Menstruation im 3-Wochen-Rhythmus, was völlig normal ist. Zu Beginn der Hormonumstellung verabschiedet sich zuerst das Progesteron – das ist das Gelbkörper- oder auch Schwangerschaftshormon, das normalerweise in der zweiten Zyklushälfte seinen Auftritt hat. Und weil eben dieses Hormon weniger wird, entsteht dadurch erst mal eine Östrogen-Dominanz, deswegen ist es gar nicht abwegig, dass sich der Zyklus anfangs verkürzt. Die meisten denken bei den Wechseljahren in erster Linie daran, dass der Zyklus länger wird und sich letztendlich ganz einstellt, deswegen assoziieren Frauen kürzere Intervalle oft noch gar nicht mit dem Beginn der Wechseljahre. Sogar mein Gynäkologe hat damals gemeint, dass ich dafür noch viel zu jung bin – denkste. Das sind so die dezenten Anfänge, die durchaus schon erste Veränderungen einläuten.
Nach einem halben Jahr war der Spuk fürs erste vorbei und alles wieder normal für ein paar Monate. Dann ging’s langsam damit los, dass der Zyklus immer wieder mal länger gedauert hat und die Menstruation erst 1-2 Wochen später eingesetzt hat. Im Zuge dessen durfte ich zum ersten Mal die Erfahrung machen, wie es ist, wenn die Hormone das Zepter an sich reißen und mit eiserner Faust regieren. Es gab eine Phase (abgesehen davon, dass ich mich grenzenlos unattraktiv gefühlt habe und mich am liebsten in einem Loch verbuddelt hätte), in der ich hormonell ordentlich durchgebeutelt war. Ich habe völlig überreagiert in einer im Grunde harmlosen Situation (noch dazu in der Arbeit), habe mich hoffnungslos missverstanden, aber absolut im Recht gefühlt, und habe nicht verstanden, warum man mir jetzt auch noch sagt, dass das doch alles gar nicht schlimm ist (kannst du es auch nicht leiden, wenn man versucht, dich zu beschwichtigen?) – für mich war das ein Riesendrama – so richtig … eine Tragödie in 3 Akten … mit Strumpfhose und Totenkopf. Zwei Tage lang habe ich mich den ganzen Tag nur darauf konzentriert, nicht auf der Stelle loszuheulen. Die Tatsache, dass ich in meinem aktuellen Job todunglücklich war und da unbedingt raus wollte, hat die Situation auch nicht leichter gemacht.
Der hormonelle Supergau
Zwei Tage später hatte sich mein Hormonspiegel wohl wieder etwas beruhigt, und ich habe erkannt, dass ich tatsächlich überreagiert habe wie eine 4-jährige, der man den Lolli weggenommen hat. Gott sei Dank hat man mir das nicht übel genommen, aber mir wurde sehr bewusst, was es bedeutet, wenn man von seinen Hormonen dominiert wird und keinerlei Kontrolle darüber hat. Und die Kontrolle zu verlieren und einer Situation völlig hilflos ausgeliefert zu sein – damit komm ich jetzt nicht so gut klar . Ich kannte das nicht … ich war nie PMSig und ich war auch nie schwanger, vielleicht trifft’s die Mamas unter euch nicht so hart, das kann ich nicht beurteilen.
Ca. 2 Jahre später ist mir das noch einmal passiert, da bin ich mit einer Arbeitskollegin zusammengekracht und habe auch später erst bemerkt, dass ich viel zu emotional reagiert habe. Meine Meinung über sie hat sich zwar nicht geändert, aber in einer weniger hormonell gesteuerten Verfassung hätte ich wahrscheinlich eine konstruktivere Diskussion mit ihr führen können. Das war vor etwa einem Jahr, seitdem ist wieder Ruhe. Ich bin mal gespannt, wann der nächste Ausbruch kommt . Allerdings hat genau diese Situation auch dazu geführt, dass ich mir überlegt habe, wie mein restliches Leben (vor allem in beruflicher Hinsicht) weitergehen soll, und das wiederum hat mich erkennen lassen, dass ich mich selbstständig machen möchte … ja, sogar MUSS. Hatte also auch etwas Gutes.
Seit letztem Jahr kommen schubweise Hitzewallungen daher, wobei diese größtenteils nachts auftreten und immer mit Durchschlafstörungen gemeinsam antanzen; ich wache dann verlässlich wie ein Baby alle zwei Stunden auf, bekomme einen ordentlichen Schweißausbruch, muss etwas trinken, und schlafe wieder ein … das ist zwar etwas lästig, aber nichts, womit ich nicht leben kann. Zwischendurch ist aber auch immer ein paar Wochen Ruhe. Alles in allem läuft das Klimakterium bis jetzt in einem Ausmaß ab, das durchaus erträglich ist. Mittlerweile kommt es auch schon mal vor, dass 2 Monate lang menstruationstechnisch gar nichts passiert, und ganz ehrlich – ich freue mich wie ein Schnitzel darauf, wenn das dann mal so bleibt. An die 40 Jahre Monatsblutungen sind wirklich genug. Ich hatte immer sehr starke Blutungen und hatte vor allem an den ersten Tagen oft Probleme, wenn ich wohin musste, wo ich kein WC in der Nähe hatte, das ist so gar nicht lustig.
Ich bin überzeugt davon, vor allem, wenn ich mir die Geschichten anderer Frauen anhöre, dass es beträchtlich vom jeweiligen Lifestyle abhängt, wie das Klimakterium verläuft. Man kann natürlich im Vorhinein nicht wissen, wie hart oder nicht es einen erwischt. Aber man kann sich gut an seiner eigenen Mutter orientieren, und bei meiner Mutter (die weder jemals auf ihre Ernährung geachtet, noch Sport betrieben hat) lief das ganz anders ab. Als sie in meinem Alter war, hat sie im kältesten Winter bei Minusgraden bei offenem Fenster geschlafen und ihr war noch immer zum Sterben heiß … während mein Stiefvater tapfer mit Schal und Handschuhen neben ihr im Bett gefroren hat. Ein paar glückliche Ladies wandeln unter uns, an denen die Wechseljahre offensichtlich spurlos vorübergehen, ohne Zunehmen, ohne Symptome … als wäre nichts gewesen … aber das dürften die Ausnahmen sein, und dann wäre da noch die genetische Veranlagung, die immer mit rein spielt.
Ein dringender Appell von mir: Bitte wirf nicht sofort Hormone ein, weil’s ein bisschen ungemütlich wird, und lass dir auch nichts von deinem Gynäkologen einreden, womit du dich nicht wohl fühlst. Die Einnahme von Hormonen ist immer ein massiver Eingriff in den Hormonhaushalt und sollte vermieden werden, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Und unbedingt nötig ist das nur, wenn du in deinem Alltag nicht mehr funktionieren kannst, weil die Symptome zu heftig sind. Mit einer Hormonsubstitution erhöhst du mitunter künstlich das Brustkrebsrisiko. Durch die Einnahme von Hormonen vermehrt sich das Brustdrüsengewebe wieder, das naturgemäß im Alter abnimmt, und das sieht auf den Röntgenbildern – genauso wie pathologische Strukturen (z. B. Knoten) – blitzweiß aus und kann sich so leicht verstecken und bei der Mammographie übersehen werden. Ich habe jahrelang in der Radiologie gearbeitet und weiß, wovon ich spreche. Nimm bitte keine Hormone aus kosmetischen Gründen … irgendwann fällt alles der Schwerkraft zum Opfer, besser man gewöhnt sich daran (noch ein Grund für Yoga, Kopfstand macht schlank).
Alles schön und gut, aber ...
… warum erzähle ich dir das alles?
- Weil ihr „Wechsel-Mädels“ meine erklärte Zielgruppe seid und ich finde, dass über die Wechseljahre unbedingt offen gesprochen werden muss
- Weil ich dich verstehe, auch wenn diese Umstellung bei jeder von uns sehr individuell abläuft
- Weil du dich nicht einfach mit dem Klimakterium abfinden, sondern dich damit auseinandersetzen und auch die Vorteile dieses Lebensabschnitts erkennen sollst
- Weil man durchaus gegensteuern kann, wenn man seinen Lebensstil entsprechend anpasst
- Weil es mir schlichtweg jedes Mal das Herz bricht, wenn Frauen ihren Selbstwert über das Potenzial definieren, Kinder gebären zu können und meinen, ohne ihre Hormone weniger wert zu sein
Was gilt es in den Wechseljahren zu beachten?
Durch die sukzessive Einstellung der Hormonproduktion sinkt der Energiebedarf und der Stoffwechsel wird langsamer. Frauen sind oft sehr überrascht, dass sie plötzlich zunehmen, obwohl sie doch gar nichts anders machen als vorher. In meinem direkten Umfeld kenne ich einige Frauen, die immer schlank und sogar dünn waren, nie auf ihre Ernährung achten mussten, nie auch nur annähernd Sport gemacht haben … und fast mit dem Gongschlag zum 40er konnte man ihnen förmlich beim Zunehmen zusehen. Ich hatte eine Freundin, bei der das sogar schon mit 30 losging. Ich hatte mich vorher immer gefragt, wie so ein zarter Mensch so viel essen kann, ohne dass das irgendwelche Auswirkungen hat – aber auch sie hat letztendlich die Rechnung präsentiert bekommen. Und ich höre immer dasselbe: „Das verstehe ich nicht, ich war doch immer schlank, ich mache doch nichts anders als vorher!“
Und genau hier liegt der Hund begraben, du solltest nämlich tunlichst etwas verändern. Ist ja auch logisch; wenn du ein paar hundert Kalorien weniger benötigst und genauso isst wie vorher und die Energie auch nicht anderswo verbrauchst, was wird dann passieren? Du wirst zunehmen. Und die paar hundert Kalorien (300-400 an der Zahl) brauchst du deswegen nicht mehr, weil die Hormonproduktion, wie alles, was der Körper so den ganzen Tag lang treibt, Energie benötigt. Und wenn die Hormonfabrik dicht macht, wird auch keine Energie mehr verbraucht. Wenn du jetzt aber in Panik verfällst und mit irgendwelchen irrwitzigen Diäten loslegst, wird dein Körper dir das übel nehmen … und es wird nicht funktionieren (mal ganz abgesehen davon, dass Diäten grundsätzlich nicht funktionieren, aber das hat sich schon rumgesprochen, oder?).
Damit das klar ist, du hast jetzt genau zwei Optionen: Du änderst entweder deinen Lebensstil, und zwar umfassend, dauerhaft und nachhaltig, um nicht nur schlank, sondern auch gesund und fit zu bleiben … oder du belässt alles wie es ist und akzeptierst dann aber bitte auch, dass die Dinge ihren Lauf nehmen … denn beides ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht drin. Es wird sich nichts ändern, wenn du nichts änderst. Das wollte ich nur nochmal in aller Deutlichkeit klarstellen 🙂
Also – Regel Nr. 1: Don’t panic (sagt mein Gitarrenlehrer auch immer zu mir, wenn ich ihn ansehe wie ein Reh im Scheinwerferlicht). Wenn du bis jetzt ein Bewegungsmuffel warst, solltest du deinen Hintern in die Höhe bekommen und beginnen, dich zu bewegen. Gerade Laufen und Yoga sind speziell in den Wechseljahren nicht zu toppen (meine Meinung, kein wissenschaftlicher Fakt). Es reicht aber schon, wenn du beginnst, längere Fußstrecken in den Alltag einzubauen, spazierenzugehen, eventuell mit Walken zu beginnen. Fang langsam an, probier vielleicht ein paar Dinge aus und finde eine Form der Bewegung, mit der du dich wohlfühlst. Und setz dich vor allem nicht wegen ein paar hundert Metern ins Auto! Schwimmen kann ich auch sehr empfehlen. In der heutigen Zeit, wo es Millionen von Workout-Videos auf Youtube gibt, die nichts kosten, dulde ich keine Ausreden mehr. Platz für eine Matte ist auch in der kleinsten Wohnung.
Wenn Ballaststoffe, komplexe Kohlenhydrate und Hülsenfrüchte bis jetzt Fremdwörter für dich waren und du dich vornehmlich von Fleisch, Weißmehlprodukten und Süßgetränken ernährt hast, solltest du das dringend überdenken und deine Ernährung umstellen. Es ist jetzt mehr denn je angesagt, den Körper mit den Nährstoffen zu versorgen, die er benötigt, um gut funktionieren zu können. Mach bitte nicht den Fehler zu glauben, du könntest eine Ernährungsumstellung umgehen, indem du einfach beginnst, wie eine Bekloppte Sport zu machen – glaub mir – das funktioniert nicht, zumindest nicht dauerhaft. Das gilt übrigens nicht nur für die Wechseljahre. Außerdem kann Sport nicht fehlende Nährstoffe ersetzen, die der Körper nun mal braucht, um seinen Job erledigen zu können.
Als Beispiel aus meiner persönlichen Erfahrung: Als ich Ende 20 war, habe ich mit Tae bo begonnen, was ich dann gut 2 Jahre lang fast täglich praktiziert habe, ich hatte meine Ernährung aber noch nicht umgestellt. Was soll ich dir sagen … natürlich haben sich meine Körperkonturen verändert und ich habe mir eine Kondition erarbeitet, die ich bis heute nicht mehr verloren habe, selbst wenn ich mal längere Sportpausen mache. Aber auf der Waage … nullum … nada … niente … da hat sich nicht das geringste getan. Als ich hingegen einige Jahre später mit Yoga begann und ziemlich zeitgleich auch meine Ernährung umstellte, waren ratzfatz plötzlich 2 Kilo weg … obwohl ich mengenmäßig mehr gegessen habe als vorher.
Sport fällt lange nicht so sehr ins Gewicht, wie viele fälschlicherweise glauben, der macht prozentual den geringsten Anteil deines täglichen Energieverbrauchs aus. Viel wesentlicher ist die Alltagsbewegung, Treppen statt Aufzug, zu Fuß statt mit dem Auto, oder einfach am Bürostuhl mit den Beinen zappeln. Diese sogenannte NEAT (non exercise activity thermogenesis = Aktivitätsthermogenese ohne Sport) ist jede Aktivität, die nicht schlafen, essen, oder Sport ist und kommt je nach Lebensstil schon auf 15-30 %.
Lehn dich aber nicht zurück und denke, dass du Sport deswegen einfach weglassen kannst – ne ne ne meine Liebe – Regel Nr. 2: Das primäre Ziel sportlicher Betätigung ist nicht abzunehmen, sondern deinen Körper am Laufen zu halten, und zwar problemlos, und das bis ins hohe Alter – das ist unser erklärter Vorsatz! Je älter wir werden, desto wichtiger ist es, eine fitte Muskulatur zu haben, die unser Skelett weiterhin stützen kann und es uns ermöglicht, uns auch im Alter zu bücken, schwere Einkaufstaschen zu tragen, oder keinen Buckel zu bekommen. Außerdem müssen wir auf unsere Knochenstruktur achten – zu wenig Bewegung bedeutet früher oder später Osteoporose. Dann wäre da noch das Herzkreislaufsystem, das fit gehalten werden möchte. Du siehst also – es gibt genügend Gründe, die Sport unverzichtbar machen, da gibt es keine Ausflüchte.
Noch eine Anmerkung: Es ist eine falsche, veraltete Annahme, dass man im Alter keine Muskulatur mehr aufbauen kann – das ist eine gern verwendete Ausrede – auch in meinem Umfeld – und völliger Blödsinn. Muskulatur kann in jedem Alter aufgebaut werden. Es dauert eventuell länger, aber ein Muskel kann gar nicht anders, als zu wachsen, wenn er regelmäßig einem Reiz ausgesetzt wird, weil er sich nach jeder Belastung auf die nächste vorbereitet, um besser damit klarzukommen. Der sitzt nicht einfach da und denkt sich „ne, jetzt bin ich 50, du kannst mich mal, ich wachs jetzt nicht mehr“. Wenn du das nicht glaubst, darf ich dir Mrs. Ernestine Shepherd vorstellen. Diese Frau ist der Hammer. Sie ist mittlerweile 85 Jahre alt und hat erst mit 56 (nach einem vorher völlig unsportlichen Leben) mit Bodybuilding begonnen. Die Lady ist ein echtes Vorbild für mich und der lebende Beweis dafür, dass die Muskulatur nicht ab einem bestimmten Alter in Rente geht 😉 Außerdem ist ihre Background-Story sehr berührend. Sieh dir die Dame unbedingt mal an, da können wir uns alle ein Scheibchen abschneiden.
Solltest du dich vorher schon vernünftig ernährt haben und sportlich sein, dürfte es dir leichter fallen, mit der Situation klarzukommen, eventuell muss man etwas nachjustieren und irgendwo Energie einsparen oder mehr verbrauchen. Wenn du zum Team „Moppelrisiko“ gehörst und leicht zunimmst, musst du vielleicht darauf achten, den Übergang nicht zu verpassen. So ist es mir gegangen, als der erste größere Schub an Symptomen ziemlich zeitgleich mit der Pandemie daherkam. Durch die zusätzliche Umstellung auf Home Office und dadurch weniger Alltagsbewegung hat sich das in den ersten Monaten erschreckend schnell auf der Waage bemerkbar gemacht – trotz Sport (die NEAT hat gefehlt, das habe ich sehr deutlich gemerkt). Ich musste also meine Ernährung zusätzlich zu ‚Tadaaa, die Wechseljahre sind daaaaa!‘ auch noch wegen ‚Pandemie! Ab ins Home Office!‘ adaptieren. Das eine oder andere Kilo ließ sich zwar trotzdem nicht davon abhalten, mir wieder Gesellschaft zu leisten, aber immerhin bin ich rechtzeitig auf die Bremse getreten, damit nicht wieder eine Orgie der überflüssigen Kilos daraus wurde.
Nicht zu vergessen … die Wechseljahre bringen auch auf psychischer Ebene so ihre Herausforderungen mit sich. Ich hatte eine mehrere Monate andauernde Phase, in der ich sehr antriebslos war und mich zu gar nichts motivieren konnte. Ich war zwar nicht depressiv, aber ich hatte halt keinen Bock auf nichts. Da ich wusste, dass sowohl mein Eisen- als auch mein Vitamin-D Wert auf einem guten Niveau waren (sollte unbedingt regelmäßig gecheckt werden), war die Annahme durchaus begründet, dass auch das am Klimakterium lag. Antriebslosigkeit und Erschöpfung sind immerhin klassische klimakterielle Symptome. Ich bin aber grundsätzlich dagegen, bei jedem Zipperlein Pharmazeutika einzuwerfen, und ich bin vor allem ganz entschieden gegen Antidepressiva, wenn’s nicht wirklich einen richtig guten Grund dafür gibt. Durch meine Autoimmunerkrankung muss ich sowieso Medikamente nehmen, und das reicht mir. Aber auch das ging vorbei und kam bis jetzt noch nicht wieder (toi toi toi).
Was ich damit sagen will … bitte nicht gleich irgendwelche Glücklichmacher nehmen, wenn’s auch ohne geht. Antidepressiva machen zwar nicht körperlich abhängig wie z. B. Angstlöser oder Schlafmittel (bitte, bitte, BITTE keine Schlafmittel nehmen), trotzdem fällt es Menschen oft schwer, wieder damit aufzuhören, weil sie sich an das gute Gefühl klammern, das ihnen das Medikament gibt und Angst haben, es wieder zu verlieren, wenn sie es absetzen. Diese Schübe dauern nicht ewig, sie gehen wieder vorbei – halte durch!
Das klingt ja alles so gar nicht spaßig ...
Jaja, ich weiß … jetzt habe ich ewig lang rumgeschwafelt über die kleinen Hormonmonster, die uns das Leben schwer machen, Hitzewallungen, Schlafstörungen (ach ja, manchmal wache ich auch mit Kopfschmerzen auf, die sich aber bald wieder legen), Essen sollst was ganz anderes, bewegen sollst dich mehr und nehmen sollst auch nix dagegen … na und sonst geht’s ihr noch gut …
Aber – und das ist jetzt meine ganz persönliche Meinung – diese Lebensspanne hat durchaus auch ihre Vorteile, die da wären …
… je älter ich werde, desto weniger lasse ich mich von anderen verarschen und desto weniger nehme ich ein Blatt vor den Mund. Ich bin aber im Gegensatz zu früher auch weniger impulsiv und kann mich eher zurücknehmen, wenn es nötig ist (manchmal ist Klappe halten einfach auch weniger anstrengend). Ich weiß immer besser, was ich will, und was ich vor allem nicht will. Ich verbanne Menschen gnadenloser aus meinem Leben, die nicht gut für mich sind, als ich das früher gekonnt hätte. Qualität statt Quantität wird immer wichtiger, Oberflächlichkeiten interessieren mich immer weniger. Ich bin sehr viel gelassener, als noch vor 20 Jahren (obwohl aus mir nie ein Geduldsengel werden wird), und viele Dinge, die mich früher beschäftigt hätten, tangieren mich heute nicht mal mehr im Ansatz, weil ich für so manches (auch für so manche Menschen) keine Energie und Lebenszeit mehr verschwenden möchte. Ich bin immer mehr in der Lage, zu mir zu stehen, vor allem zu meinen Macken und Schwächen – die ich früher noch versucht habe, zu verstecken. Es kümmert mich immer weniger, was andere von mir denken, oder ob mich wer gut findet oder nicht. Für mich ist das eine Form von Freiheit, die in jüngeren Jahren gar nicht denkbar gewesen wäre.
Mit zunehmendem Alter kristallisiert sich auch immer mehr heraus, wer wirklich an meiner Seite steht und wer nicht. Ich habe keinen großen Freundeskreis (der hat sich ziemlich dezimiert im Laufe der Jahre), aber die wenigen haben schon des Öfteren bewiesen, dass sie wahre Freunde sind und dafür liebe und schätze ich sie – alle anderen dürfen bleiben, wo der Pfeffer wächst.
Kurz gesagt, ich traue mich einfach immer mehr, meine Individualität zu leben. Das ist zwar nicht immer ganz einfach, aber für mich der einzig wahre Weg zum Glück. Und wer damit nicht klarkommt, muss seine Zeit nicht mit mir verbringen. Es ist nichts schlimmer für mich, als nicht ich selbst sein zu dürfen und eine Rolle spielen zu müssen. Immer dran denken … es wird sich nichts ändern, wenn du nichts änderst … und dafür brauchts auch manchmal eine ordentliche Portion Courage.
ABER … es gibt Zeiten, da darf man auch einfach nur arm sein und sich selbst bemitleiden, wenn sich sonst niemand dafür zur Verfügung stellt. Wenn es ganz heftig ist und die Hormone so richtig am Mobben sind – wann immer es geht – daheim verkriechen, auf der Couch in die Decke einmümmeln, Tasse Tee und gutes Buch mitnehmen (oder einfach nur blöd in die Glotze glotzen, das darf auch mal sein), oder mit Tee und Buch in die heiße Wanne legen, und sich selbst betüddeln … und daran denken, dass das kein dauerhafter Zustand ist … auch das geht vorbei. Oder die beste Freundin anrufen und ordentlich auskotzen und ausheulen. Wenn die ihren Job gut macht, wird sie dich betüddeln und bedauern und dir versichern, dass du die beste, größte und schönste bist und dass es auf dieser Welt überhaupt niemanden gibt, der noch großartiger ist als du. Wir müssen nicht immer stark sein, wir müssen nicht immer alles wuppen, und wir müssen schon gar nicht immer nur für andere da sein. Wir dürfen auch mal schwach sein (Emanzipation hin oder her) und es darf uns auch mal schlecht gehen, denn wir sind auch nur Menschen.
Ein Buchtipp zum Abschluss
Zum Schluss habe ich noch einen Buchtipp für dich. Die deutsche Gynäkologin, Dr. Sheila de Liz, schreibt in ihrem Buch Unverschämt (*) wunderbar amüsant und frech über den weiblichen Körper, unsere Anatomie, Sex usw., aber auch über die Wechseljahre. Die Frau kennt ihr Fachgebiet richtig gut, nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt im Prinzip keine Fragen offen. Nicht nur alle Weiblein, auch alle Männlein sollten dieses Buch lesen – da kann wirklich jede/r noch was lernen 😉 Frau Dr. de Liz bezeichnet die Wechseljahre übrigens als das „Ende der Fertilität – und den Beginn des Supersexy“ … da hau ich glatt meinen für gut befunden Stempel drauf und werfe Konfetti durch die Gegend. Ich kann dir dieses Buch nur wärmstens empfehlen; wenn du verstehst, wie der Körper arbeitet, kannst du auch besser mit ihm arbeiten.
Quellenangaben
- Sheila de Liz, Unverschämt – Alles über den fabelhaften weiblichen Körper, 10. Aufl. 2021, Hamburg bei Reinbek, Rowohlt Verlag
- https://www.mentalfoodchain.com/neat/ (letzter Aufruf 01.03.2022)
- https://www.foodspring.de/magazine/muskelaufbau-im-alter (letzter Aufruf 12.03.2022)